Die ersten Lichtstrahlen des neuen Morgens schlüpfen durch dein Fenster und wecken dich sanft aus einem wohlig-erholsamen Schlaf. Du blinzelst und startest in den neuen Tag. Wunderbar erholt und beflügelt von Abenteuern und Heldengeschichten, die du im Traum durchlebt hast.
Wie? Das hört sich für dich eher nach einem Wunschtraum als nach deiner täglichen Schlafroutine an?
Vielmehr wachst du immer öfter morgens auf und fühlst dich wie vom Laster überrollt? Nacken, Kopf, Rücken – alles ist bis zum Zerbersten gespannt. Du hast Schmerzen. Vielleicht seit vielen Jahren schon.
Dann gehörst du wahrscheinlich zu den Menschen, die nachts ihre Zähne beißen, knirschen oder pressen. Und morgens mit einem Kiefer aufwachen, der maximal unter Hochdruck steht.
Bei Erwachsenen ist der sogenannte Bruxismus meist ein stressinduziertes Phänomen. Kinder beißen und knirschen oft wegen des noch wachsenden Schädels, bei dem der Kiefer ein Teil des gesamten Konfigurationsprozesses ist. Und bei Jugendlichen hängen Spannungen im Kiefer, die sich nachts entladen, oft mit Zahnspangen, Schienen und anderen kieferorthopädischen Maßnahmen zusammen.
Lass uns dieses weitverbreitete Phänomen, das die Schlaf- und Lebensqualität so entscheidend beeinflusst, unter die osteopathisch-ganzheitliche Lupe nehmen.
Länger andauernde nächtliche Schmerzen deuten auf jeden Fall auf eine stärkere Belastung hin. Lass sie abklären, um schwerwiegendere Erkrankungen auszuschließen. Beispielsweise durch eine osteopathische Erstanamnese und, falls notwendig, eine daran anknüpfende Untersuchung durch einen Orthopäden.
6 Zeichen für Bruxismus
Ich gebe dir sechs Merkmale an die Hand, mit denen du prüfen kannst, ob du nachts Stress über Zähne und Kiefer abarbeitest.
- Nächtliche und morgendliche Kopfschmerzen: Charakteristisch sind Schmerzen seitlich neben den Schläfen, den Augen und bei den Ohren.
- Zahnschmerzen: Wenn dein Zahnarzt nichts findet, kann es sein, dass durch das nächtliche Reiben die Zahnwurzeln morgens gereizt sind.
- Empfindlichkeit der Zähne gegenüber Kälte und Hitze: Das kann allerdings auch andere Ursachen haben wie eine verbesserungswürdige Zahnpflege oder Parodontose.
- Müdigkeit
- Nächtliche Rückenschmerzen
- Morgendliche Schmerzen im Kiefergelenk, der Mundmuskulatur oder beim Schlucken
- Abdrücke, Risse in den Zähnen, herausfallende Füllungen
Übrigens: Das Kiefer ist einer der Spannungsbereiche des Körpers, der sich auf die gesamte dorsale Faszienkette auswirken kann – von Hinterhaupt, Schläfenbeine über den tiefen unteren Rücken bis Becken, Knie und Achillessehne.
Was kannst du tun, damit dein Schlaf (wieder) erholsamer wird?
Komplementäre Therapie
Suche einen ganzheitlich orientierten Zahnarzt, einen Physio mit Cranio-Spezialisierung oder einen Osteopathen auf, der sich die Zusammenhänge deines Kiefers mit dem restlichen Körper anschaut. Sie können dir eine geeignete Therapie empfehlen. Das kann beispielsweise eine craniosacrale Behandlung in interdisziplinärem Zusammenspiel mit einer Aufbiss-Schiene sein.
Physiologische Stressfaktoren reduzieren
Körperliche Stressoren kommen häufig aus dem cranialen Bereich. Bei Kindern bilden sich beispielsweise während des Wachstumsprozesses des Schädels Felder von Anspannung. Oder eine Verschiebung der Halswirbelsäule wirkt sich auf die Stellung des Kiefers aus.
Viszeralen Stress reduzieren
Wenn deine Bauchorgane beispielsweise an dysbiotischen Veränderungen wie Sodbrennen leiden, können sie deinen Körper in Unruhe versetzen. Die dadurch entstehenden Spannungen baut er auch über das Kiefer ab.
Emotionalen und psychischen Stress verringern
Nachts baut dein Körper Dinge ab, auf die er im Wachzustand keine Lösung findet. Frage dich: Wo habe ich gerade ein echtes Problem, das ich mir vielleicht noch nicht eingestehen möchte? In der Partnerschaft? Meiner Familie? Im Job?
Nächtliches Zähne beißen und pressen tritt übrigens derzeit viel häufiger auf als noch vor der Pandemie. Das stimmt nachdenklich, oder?
Deine Spannung im Kiefer kann eine Einladung für dich sein, um tiefer in Kontakt mit dir zu kommen, deine Schatten nachzuforschen und dich ihnen zu stellen. Ich freue mich, wenn ich dir einige Impulse geben konnte und ich dich dabei begleiten darf.