Welches Bild kommt dir in den Sinn, wenn du an Kommunikation denkst? Wahrscheinlich, wie du sprichst, wie du Dinge ausdrückst, die in dir sind? Und hoffentlich auch das Wahrnehmen und das Spiegeln, was in deinem Gegenüber vorgeht?
Ob wir Sicherheit oder Nicht-Sicherheit vermitteln, entscheiden nonverbale Signale. Das ist die Art, wie wir bedeutsame Information an andere weitertragen.
Mimik, Augenausdruck, gestikulierende Hände sind die Standards, die dir als Körpersprache-Kanäle in den Kopf schießen, oder?
Berührung ist die erste unserer Sprachen. Sie kann durchaus als die nachhaltigste, tiefste Art der zwischenmenschlichen Interaktion bezeichnet werden. Denn sie ist aufgeladen mit unterschiedlichen Informationen von Mensch zu Mensch.
Welche wissenschaftlich gut beforschten Arten von Berührung gibt es? Wie integrierst du Berührung in dein Repertoire kommunikativer Skills?
5 Arten von Berührung
Die Forscher Jones und Jabrow klassifizierten 1985 fünf verschiedene Arten von Berührung, die unterschiedliche Botschaften transportieren.
Soziale Berührung
Der relational touch vermittelt positive Informationen wie Dankbarkeit, Mitgefühl oder Freude. Zum Beispiel, wenn du geliebte Menschen leicht am Arm berührst oder umarmst.
Spielerische Berührung
Kabbeln, Kissenschlacht, kitzeln, schubsen: Als spielerisch gilt jede Art von Berührung, die locker-leicht, nicht seriös gemeint ist. Sie transportiert, dass wir einen Menschen mögen.
Kontrollierende Berührung
Damit möchtest du Menschen aus einer Gefahrenzone herausbringen oder Aufmerksamkeit generieren. Stell dir vor, du stehst am Straßenrand. Eine winzige, sanfte Berührung reicht, um deinem Kind zu verdeutlichen, dass es stehen bleiben soll.
Rituelle Berührung
Stell dir einen Handschlag, eine Faust zur Begrüßung, das Gebet oder Tanz vor. Das sind rituelle Berührungen, die uns stark miteinander verbinden. Sie können tiefe Konnotationen transportieren, die ethisch absolut absichtslos sein müssen.
Berührungen, um eine spezielle Aufgabe zu erfüllen
Wenn du beispielsweise deinen (Groß)Eltern sanft aus dem Schuh hilfst oder einer Person auf einem steinigen Weg deine Hand reichst, obwohl sie das gar nicht bräuchte, signalisierst du: Ich bin für dich da. Ich bin in deiner Nähe. Ich unterstütze dich.
Menschen brauchen Berührung
Ohne den direkten Kontakt mit anderen Menschen können wir uns schlecht regulieren und schwer zu Ruhe kommen. Wir sind soziale Wesen.
Berührung legt die Grundlage für unseren sozialen Zusammenhalt. Sie ist der Klebstoff der menschlichen Bindung – wie ein unsichtbares Band, das tief hineingewoben ist in unsere Neuroanatomie, unsere Neuropsychologie, in unsere Art der Kommunikation und unseren Umgang mit anderen Menschen.
Der soziale, warme, bedingungslose, nicht-invasive Touch führt nachweislich dazu, dass wir uns aufgehoben und zugehörig fühlen. Berührung ist das sicherste Anzeichen für unseren Körper, dass wir nicht alleine und verlassen sind.
Reine, ethische Berührung zurückerobern
Es gibt Studien, die zeigen: Leichte, sanfte Berührung kann die Bereitschaft zur Kooperation stärker verbessern als jedes gesprochene Wort. Ältere Paare drücken durch Berührungen permanent aus: Wir gehören zusammen.
Doch dieser Klebstoff sozialer Bindung, der für uns so (über)lebensnotwendig ist, wurde jahrhundertelang missbraucht und sexuell aufgeladen. Lass uns absichtslose, affektive Berührung zurückerobern.
Schreibe dir die fünf Arten der Berührung auf. Gehe zunächst auf Beobachtungsstation und beobachte, wie andere Berührung verwenden, was dir selbst widerfährt, wie du selbst Berührung einsetzt.
Richte deine Absicht hinter Berührung rein, ethisch und zum Wohle anderer aus. Habe den Mut, wieder Hände zu schütteln, zu umarmen, Menschen bewusst wahrzunehmen und respektvolle Berührung zu schenken.
Ich wünsche dir, dass du ehrlichen affective touch von ganzem Herzen in dein Leben und das deiner Familie einladen kannst.