Stellst du dir manchmal vor, wie du als Embryo gefühlt hast? Als feinstes Wesen, das du im ersten Ursprung warst? Im winzigen, einzigartigen Moment des überspringenden Energie-Funkens während der Verschmelzung von Eizelle und Spermium – dem Augenblick deiner Entstehung?
… nein?
Dieser Gedanke fühlt sich wahrscheinlich befremdlich für dich an – wenn die Arbeit mit prä- und perinatalem Potenzial neu für dich ist. Ungewohnt. Blickwinkelverändernd. Ich lade dich dazu ein, diese neue Perspektive herzerfüllt einzuladen, willkommen zu heißen und zu umarmen.
Prä- und perinatales Potenzial – (zu) lange ein blinder Fleck
Die entwicklungspsychologische Betrachtung begann lange erst ab der Geburt. Die Erforschung von prä- und perinataler Entwicklung (vorgeburtliche Lebenszeit und Geburt) wurde wissenschaftlich vernachlässigt. Darauf sind wir konditioniert. Erst seit einigen Jahren beschäftigt sich die Forschung mit der Erfahrung vor, während und unmittelbar nach der Geburt – und deren Einfluss auf die psychosoziale Entwicklung.
Die Erfahrungen während Schwangerschaft und Geburt haben Einfluss und Konsequenzen für unsere Lebensmuster oder die Art, wie wir mit anderen Menschen interagieren und uns verbinden. Bereits in dieser frühen Phase können dich Dysbalancen prägen. Du erinnerst dich kognitiv zwar nicht an diese Erfahrung – jedoch sitzen sie in jeder deiner Zellen.
Dr. William R. Emerson gilt als Pionier auf dem Gebiet der prä- und perinatalen Psychologie. Er unterscheidet vier Phasen, in denen Prägung passiert: Empfängnis, Implantation, Entdeckung, Geburt sowie die ersten Minuten und Stunden nach der Geburt.
Mittlerweile stützen dies viele wissenschaftliche Studien, der Forschungszweig der pränatalen und perinatalen Psychologie und die Epigenetik, eine Wissenschaftsdisziplin, die sich mit dem Zusammenhang von Umwelteinflüssen und Genen auseinandersetzt.
Erst vor kurzem habe ich ein LIVE-Webinar gehalten, bei dem die Teilnehmenden (darunter viele Therapeut*innen) und ich uns einig waren:
Einer der stärksten Hebel für ein waches, bewusstes Sein ist die Phase der Schwangerschaft und Geburt. Das spiegeln auch viele meiner Erfahrungen in der Begleitung von großen und kleinen Patient*innen in mehr oder weniger komplexen Familiensituationen wider.
Ein Beispiel aus meiner Praxis
Eine Frau fand ihren Weg in meine Praxis zusammen mit ihren drei Kindern: ein Kleines erst ein paar Monate alt, ein Zweijähriges und ein Dreijähriges. Ihre Familie stand vor Riesenproblemen. Das mittlere Kind malträtierte das Kleinste, versuchte, ihm wehzutun, ihm nachhaltig Schaden zuzufügen und wollte es gar auslöschen…
Ich forschte nach, fragte tiefer.
Es stellte sich heraus, dass die Mama in der zweiten Schwangerschaft völlig neben der Spur war. Sie hatte herausgefunden, dass ihr Partner sie betrügt. Sie trennten sich. Direkt nach der Entbindung, nach dem Ankommen des Kleinen, fing sie an zu rauchen. Danach entwickelte sie ein bösartiges Hodgkin-Lymphom, begann eine Chemo und musste das Kind sofort abstillen.
Das jüngste Kind ist hingegen ein wahrer Sonnenschein. Nach der Chemo-Therapie haben sich die Mama und ihr Partner ausgesöhnt. Es wurde mit dem gleichen Papa gezeugt.
Mittlerweile habe ich das große Glück, alle Kinder und die Mama auf ihrem Weg begleiten zu dürfen.
Ansätze, um vorgeburtliche Potenziale zu erschließen
Es gibt unterschiedliche Methoden, um in Kontakt mit dem Potenzial zu kommen, das in prä- und perinatalen Erfahrungen steckt.
Die Tiefenpsychologie versucht beispielsweise, denkend einzutauchen und zu erklären. Ein Gedanke: Wie kann man eine Phase mit dem Verstand vollumfänglich greifen, in der du absolut fühlend bist – und die Kognition aus evolutionsbiologischer Sicht erst ausreifen muss?
Ich lade dich ein, dich dieser zerbrechlichen Phase körperbasiert anzunähern und zu erfühlen, wo dein Körper Erinnerungen gespeichert hat. Aus welchen prä- und perinatalen Kraftquellen du schöpfen kannst.
Wenn wir uns mit der vorgeburtlichen Phase unseres Seins befassen, liegen zwei der niedrig frequentesten Emotionen ganz nah: Schuld und Scham. Versuche, deinen Eltern keinen Vorwurf zu machen. Wer hat schon die 100 % superperfekte Schwangerschaft – und lädt das neue Menschsein monatelang mit vollem Herzen, ohne jeglichen Struggle, in purem Seelenfrieden und Ruhe auf die Welt ein?
Ich lade dich dazu ein, zu erkennen, zu erfühlen – und deinen Blick auf die Potenziale zu richten; die Chancen, an denen du wachsen darfst.
Dein Potenzial ergründen
Ganz offen und ehrlich gesagt: Ich habe lange getippt und versucht, die Übungen in Sätze zu fassen. Sodass du dich in den Worten fallen lassen kannst. Und bin letztlich an die Grenzen von geschriebener Sprache gestoßen.
Deshalb lege ich dir ans Herz, einen Teil deiner kostbaren Zeit der Aufzeichnung des Webinars zu widmen. Es liegt hier für dich bereit.
Dort führe ich dich Schritt für Schritt durch die drei Potenziale von Empfängnis, Entdecken und Ankommen – und gebe dir Anker an die Hand, mit denen du deine Ressourcen immer wieder aktivieren kannst.
Ich wünsche dir eine liebevolle, nachsichtige Berührung mit deinem inneren Embryo. Wenn dich Fragen oder Gedanken beschäftigen, fühle dich herzlich eingeladen, mir über meinen Instagram-Kanal @stefan.rieth.msc.ost zu schreiben.